Burka-Debatte und was übersehen wird
Kultur-Gut
Kultur ist nicht generell etwas gutes oder schlechtes, Kultur ist alles, was durch Menschen in formverändernder und formgebender Weise hervorgebracht ist - es bezeichnet in weitesten Sinn auch die Form des Zusammenlebens, die eine Gesellschaft in ihrer Gesamtheit als Zustand akzeptiert. Das Gegenteil von Kultur ist die sich selbst überlassene Natur.
Religion ist die Monokultur einer Gesellschaft
Kulturelle Vielfalt hin, kulturelle Vielfalt her; die Burka hat erstmal, wie das Kruzifix eben auch, überhaupt nichts mit Kultur zu tun, sie ist Ausdruck religiöser Normen die einer Kulturgesellschaft überstülpt werden - die selbe Kultur, die mit jeder anderen oder auch ohne Religion gut oder weniger gut zurecht käme, wird durch die klerikale Deckelung zur Mogelpackung, da sie die Kultur- zu einer Religionsgesellschaft umgestaltet und diese gleichsam als Kulturgesellschaft deklariert; die Kultur wird zur Monokultur. Hier liegt bereits ihr Knackpunkt und der Denkfehler der Linke und der Grünen - das unhinterfragte, indifferente Akzeptieren und Verteidigen der Religion als fremde Kultur, aber auch die generelle bis feindselige Ablehnung aus Kreisen konservativer bis neofaschistischer Politiker und deren Gefolgschaft!
Dem liegt nämlich - in beiden Fällen, also der Befürwortung wie der Ablehnung - die Angst vor dem Verlust der eigenen kulturellen Identität zugrunde - erstere erwarten durch die Akzeptanz der "anderen", die Akzeptanz der "eigenen" Kultur, sozusagen Kultur als Tauschwert, was nicht funktionieren kann, da jede Kultur naturgemäß zuerst ein intolerantes System ist; letztere erwarten durch die Abwertung der fremden, das Aufwerten der verlorengegangengeblaubten, eigenen Kultur - beiden Denkweisen steht ein ausgesprochen chauvinistisches Motiv vor; der unmittelbare Glaube an die Überlegenheit der eigenen Kultur und keine ist minder gefährlich - das Tolerieren der Intoleranz mit allen Mitteln, auf der einen, wie die als Besorgnis verkaufte Ablehnung auf der anderen Seite, die sich gegen alles richtet, was sich außerhalb ihrer Norm bewegt, gegen Schwule, die Intelligenzija und in der aktuellen Diskussion eben auch eine andere Religion - q.e.d.
Sich selbst überlassene Natur
Dabei wähnt sich das Naturwesen Mensch als Kulturwesen, weil er - nein, nichtmal er, sondern andere, auf die er auch beruft - von der Entdeckung der Rades, über die "Mona Lisa", bis hin zum Teilchenbeschleuniger, sogenannte "Kulturleistungen" hervorgebracht hat, im Grunde seines Seins jedoch, weniger als ein grausames Tier ist, dessen Bändigung er Zivilisation nennt. Der Caliban ist sich selbst überlassene Natur, bestens belegt durch die durch ihn begangenen Grausamkeiten; von Müttern, die ihre Neugeborenen im Blumenkästen, bis zu Regime, die ihre Millionen und Abermillionen Opfer in Massengräbern verscharren.
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