Mimimimimi, oder: Wieso sind immer alle gleich so angepisst?

Was zum Fuck ist eigentlich mit den Leuten los?!

Alle fühlen sich nur noch angepisst.

Otto Normalo fühlt sich angepisst, weil sein Nachbar ihn nicht mehr grüßt, weil er angepisst ist, dass Otto wiederum die neuste 6er-Grand-Tour-„wieso-kann-der-sich-den-überhaupt-leisten?!“-Schwanzverlängerung von den Bajuwarischen Motorenwerken fährt, der Trump fühlt sich angepisst weil er keine Mauer bauen darf, der Putin fühlt sich wegen eines Muschi-Aufruhrs angepisst und der megaangepissteste, der Erdogan nämlich, rennt heulend zum Staatsanwalt, weil ein drittklassiger deutscher Comedian ein schlechtes Schmählied über ihn dichtet, in dem er behauptet der Recep tät gern „Ziegen ficken“. Na und?!

Kurioserweise kann man jemandes Ehre nur verletzen, wenn er keine besitzt - aus diesem Grund ist sie offenkundig als Schutzgut einzuordnen. Allein schon aus diesem Grund ist der Begriff der Ehre - eben so wie der des Stolzes - ein höchst zweifelhafter Begriff.

Das deutsche und französische Recht legen den Fokus ihrer Betrachtung darauf, ob der ehrverletzenden Aussage eine Tatsachenbehauptung oder ein Werturteil zugrunde liegt - letzteres eben als die subjektive Wahrnehmung einer Person, die dem Urteil des Absenders erst einen Wert zuerkennt, indem der Adressat ihm die Wahrnehmung seines eigenen Selbst überantwortet und also unter dieser Prämisse handelt es sich bei einer „Beleidigung“ immer um eine Tatsachenbehauptung, da der Adressat sich selbst als Adressat zu erkennen gibt; also der „Ehr“-Verletzung durch seine eigene Anerkennung Geltung verleiht und somit selbst erst absolut macht. Sonst wäre es ihm/ ihr, wenn er/ sie sich sicher ist, dass er kein Arschloch, kein Wichser; sie keine dumme Fotze etc. ist, scheißegal, weil sie über Selbstachtung (manche verwenden hier den m.E. zweifelhaften Begriff Ehre) verfügen. Die anderen wiederum, scheinen sich diesbezüglich nicht so sicher zu sein.

Bingo!

Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε. - „Störe meine Kreise nicht!“ sind nach römischen Quellen Archimedes‘ letzte Worte gegenüber einem römischen Soldaten, als dieser im Garten über geometrische Figuren trampelte, die Archimedes in den Sand gezeichnet hatte. Die Römer hatten den Auftrag Archimedes festzunehmen, ihm aber nichts anzutun. Archimedes war jedoch so sehr in sein Reflektieren über die Form versunken, dass er barsch mit diesem Satz reagierte. Dies brachte einen der Soldaten so in Zorn, dass er den alten Mann erschlug - Hey! Leute schlagen Leuten den Schädel ein, führen bisweilen Kriege, weil sie sich angepisst fühlen!

Mein Rat an euch: wenn du das nächste mal im Sandkasten mit Förmchen spielst und ein anderer Junge meint behaupten zu müssen du seist blöd, zieh ihm nicht gleich eins mit der Schüppe über den Schädel; er weiß es eben einfach nicht besser. Aber du solltest es besser wissen!

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