„Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht!“

 



Nietzsche selbst, seitdem, in feministischen Student*innenkreisen - wie man das heute gendergerecht formuliert - wie er ironisch und amüsiert und erst recht nicht in irgendeiner Weise betroffen, seiner Schwester schreibt, das „böse Thier“ genannt. Das hat bis heute angehalten: die ganz und gar unlautere Reduktion Nietzsches als Feindes intellektueller Unredlichkeit, auf das Attribut „Frauenfeindlich“! Im wahren Leben ein Galan und außerordentlich höflicher Verehrer des weiblichen Geschlechts, wird Nietzsche mit diesen einen, vollkommen aus dem Zusammenhang gerissenen und auch noch falsch wiedergegebenen Zitat zur Unperson erklärt; zur Persona non grata!


Dabei ließ sich Nietzsche selbstironisch, zusammen mit seinem Freund Paul Rée von der 21-jährigen Lou von Salomé vor „einen Karren“ spannen, während letztere die Peitsche schwingt. Für Feminist*innen wohl eine späte Genugtuung, was natürlich nichts nützt, weil dieses (falsch zitierte) Zitat, für alle Zeiten als Rechtfertigungsgrund für die Diskreditierung Nietzsches herhalten muss. Richtig lautet dieses Zitat nämlich: „Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!“ - und was machen  halbgebildete Suffragetten und feministische Verächter Nietzsches daraus? Eine Farce!


Weil sie nicht verstanden haben, sollen und dürfen alle anderen auch nicht verstehen; deswegen des Keulenwort und BÄM! ist es unmöglich, Nietzsche reinen Gewissens verstehen zu wollen, weil das politisch nicht korrekt ist, Nietzsche zu verstehen. In nicht allzuferner Zukunft werden die Werke Nietzsches aus vorgenanntem Grund verboten werden, oder, schlimmer noch, umgeschrieben. So wie man das heute bereits mit Kinderbüchern wie z.B. dem „Räuber Hotzenplotz“ oder „Pipi Langstrumpf“; oder in China mit der Bibel macht - das kommt der Verbrennung von Büchern gleich; nein, es ist schlimmer!


Dabei stammt der wohl jemals und für alle Zeiten schönste geschriebene Satz, wie das „Peitschen“-Zitat auch, aus eben nämlichen, einem der größten, nachhaltigsten und literarischsten philosophischen Werke überhaupt, aus „Also sprach Zarathustra“ und das lautet:


„Man muss noch Chaos in sich haben um einen tanzenden Stern gebären zu können.“


Als ich, ich mag 11 oder 12 Jahre alt gewesen sein, den „Zarathustra“ zum ersten mal las, ist dieser Satz wie ein Blitz durch meinen Kopf und, angesichts dieser schöpferischen Wortgewalt, ein Schauer der Ehrfurcht durch meinen gesamten Körper gefahren.


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Thomas Sonnabend

  • Hirnhandwerker -



Aus „Also sprach Zarathustra“


Sie haben Etwas, worauf sie stolz sind. Wie nennen

sie es doch, was sie stolz macht? Bildung nennen sie's,

es zeichnet sie aus vor den Ziegenhirten.

Drum hören sie ungern von sich das Wort „Verachtung“. So will ich denn zu ihrem Stolze reden.

So will ich ihnen vom Verächtlichsten sprechen:

das aber ist der letzte Mensch.“

Und also sprach Zarathustra zum Volke:

Es ist an der Zeit, dass der Mensch sich sein Ziel

stecke. Es ist an der Zeit, dass der Mensch den Keim

seiner höchsten Hoffnung pflanze.

Noch ist sein Boden dazu reich genug. Aber

dieser Boden wird einst arm und zahm sein, und kein

hoher Baum wird mehr aus ihm wachsen können.

Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch nicht

mehr den Pfeil seiner Sehnsucht über den Menschen

hinaus wirft, und die Sehne seines Bogens verlernt

hat, zu schwirren!

Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben,

um einen tanzenden Stern gebären zu können. Ich

sage euch: ihr habt noch Chaos in euch.

Wehe! Es kommt die Zeit, wo der Mensch keinen

Stern mehr gebären wird. Wehe! Es kommt die Zeit

des verächtlichsten Menschen, der sich selber nicht

mehr verachten kann.

Seht! Ich zeige euch den letzten Menschen.

„Was ist Liebe? Was ist Schöpfung? Was ist

Sehnsucht? Was ist Stern?“ — so fragt der letzte

Mensch und blinzelt.

Die Erde ist dann klein geworden, und auf ihr

hüpft der letzte Mensch, der Alles klein macht. Sein

Geschlecht ist unaustilgbar, wie der Erdfloh; der letzte

Mensch lebt am längsten.



Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. [Bd. 1]. Chemnitz, 1883. S. 15 ff.

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