Mandy's Nagelstudio
Es ist ethisch nicht vertretbar, Opel zu retten (resp. retten zu wollen), während Mandy's* Nagelstudio** in den Konkurs geht – oder gibt es etwa so etwas wie eine quantitative Komponente des persönlichen Scheiterns?
Eine Gesellschaft, die ununterbrochen die freie (das [verharmlosende] Attribut „Sozial(e)“ spricht in diesem Kontext der Definition Hohn) Marktwirtschaft proklamiert, verhält sich zynisch gegenüber der/dem Kleinunternehmer/in, wenn sie nach der Rettung eines Großkonzerns schreit.
* ich habe hier der Authentizität halber mal nicht auf den Deppenapostroph verzichtet.
** fiktiver Name.
In einer anderen Community wurde mein Blog sohingehend kritisiert:
[Zitat]
In meinem Leben habe ich gute Erfolge damit, die Dinge möglichst immer sowohl relativ als auch absolut zu betrachten.
Erstmal (relativ gesehen) hast Du absolut Recht! Auf den zweiten Blick (absolut gesehen), gibt es schon ein Argument, einen Großkonzern zu stützen: Die absolute Zahl der gefährdeten Arbeitsplätze ist tausendfach höher, als bei Auflösung eines Nagelstudios.
Es beseht die Gefahr, dass der gesamtvolkswirtschaftliche Schaden mit allen Folgewirkungen, beim Niedergang eines Konzerns deutlich höher ist als beim Nagelstudio. Was also nutzt der Gemeinschaft eine zwanghaft gerechte / gleiche Beurteilung und Behandlung?
Und wer jetzt den Spiess rumdreht, und meint, "...ja, dann muß man halt auch Mandy eine Finanzspritze geben...", der übersieht die Fernwirkung auf unsere Wirtschaft, die zu 90 % durch Kleinunternehmertum geprägt ist. Deren Erfolg kommt gerade durch die Fähigkeit unternehmerisch denken zu können. Eine Finanzstütze würde auf Sicht zerstören, ein Risiko unternehmerisch zu beurteilen und einzugehen.
Guten Start in die Woche!
lg M.
[/Zitat]
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Mein Konter:
Ein Mensch ist also schädlich/unschädlich, je nach Konzernzugehörigkeit? Eine der Kernaussagen des – m.E. nicht unbedingt allgemeingültigen, essenziell jedoch klar bedeutsamen – Kategorischen Imperativs lautet: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst“; diese Aussage ist definitiv universell.
Deiner Meinung nach also, ist Ethik eine Frage der, wie oben im Originalpost von mir kritisierten, Quantifizierung von Leid und spricht dem Menschen eine ihm immanente Selbstzweckhaftigkeit ab.
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