Traditionen

Nun ja, dass die christlichen Kirchen bezüglich der rituellen Beschneidung bei Jungen, nun ihre Solidarität mit den jüdischen und islamischen Glaubensgemeinschaften bekunden hat Methode; hat doch das Ausleben sexueller Gewaltphantasien alter Männer an den Penisen junger Knaben, bei einigen Vertretern christlich-klerikaler Institutionen durchaus Tradition.

Meine Mail an die Bundesregierung

Liebe Bundesregierung,


ich habe da mal zwei Fragen!

1. Wenn die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen grundsätzlich zulässig sein soll, wie verfahren sie zukünftig bei Beschneidungen von Mädchen aus religiösen Gründen?


2. Der Arzt, der die Beschneidung eines Jungen aus religiösen Gründen vorgenommen hatte und dessen Fall vor dem Landgericht Köln verhandelt wurde und dessen Handlung selbst als Körperverletzung gewertet wurde, freigesprochen wurde und zwar mit dem Argument, "dass es unterschiedliche Rechtsansichten zur Strafbarkeit der Beschneidung aus religiösen Gründen gebe", wie verfahren sie in dieser Angelegenheit in Bezug auf Artikel 3. GG "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich"?


Freundlichst
Thomas Sonnabend

Meine Mail an Burkhart von Braunbehrens

Sehr geehrter Burkhart von Braunbehrens, lieber Burki (ich darf Sie doch so ansprechen),

Sie schreiben auf ihrer Internetseite, dass das Zentrum für Politische Schönheit, namentlich erwähnen Sie den Herr Ruch (mit Ausrufungszeichen), Ihre „Reputation und die Integrität“ Ihrer „Familie und weiterer Personen im Internet ausgesetzt (hat) und damit begonnen (hätte), diese zu beschädigen“.

Zunächst ein kleiner Diskurs über Kausalität: Kausalität bezeichnet die Beziehung von Ursache und Wirkung, zuerst steht die Ursache, die eine Wirkung hat; jede Wirkung hat eine Ursache. Da Täter i.d.R. dazu tendieren, sich selbst und gegenüber der Öffentlichkeit gerne zum Opfer zu stilisieren – das ist zuerst ein natürlicher Reflex (Kausalität), ähnlich dem des Insassen einer Justizvollzugsanstalt, der seinem natürlichen Reflex folgt, ins Freie zu gelangen; weshalb Ausbruchsversuche aus dem Knast auch juristisch nicht belangt werden und somit straffrei bleiben. So ist eben Ihr Versuch, diejenigen zu diskreditieren, die Sie aus Ihrer Sicht diskreditieren, zuallererst menschlich, nachvollziehbar; nur wenige Menschen bringen den Mut auf, sich einzugestehen, dass sie nicht der sind, der sie gerne wären, zu sich selbst zu sagen: Ja, ich bin ein schlechter Mensch – sich also selbst einen universell moralischen Wert abzusprechen.

Aktuell auch zu beobachten, in der Diskussion um die Penisverstümmelung kleiner Jungen, die Täter wähnen sich durch ein Urteil eines Amtsgerichts, in dem die religiöse Beschneidung als Straftat gewertet wird, in die Illegalität gedrängt, stellen also den Gewaltakt als Straftat selbst nicht in Frage, sondern die Illegalisierung derselben. Das hat Methode, hier wird die Kausalität pervertiert, wie eben auch Sie versuchen, die Kausalität zu pervertieren, denn das Beschädigen der Reputation und der Integrität Ihrer Familie, fand nach dem Prinzip der Kausalität, also ihren Ursprung nicht in dem Umstand, dass das Zentrum für Politische Schönheit Ihre monetäre Partizipation an der Waffenschmiede Krauss-Maffei Wegmann öffentlich machte, sondern an Ihrer Beteiligung an Krauss-Maffei Wegmann selbst. Schauen Sie sich doch das Foto auf Ihrer Internetseite nochmal genau an! Der Panzer, vor dem Sie posieren steht auf dem Kopf, so wie Ihr Versuch, mit Hilfe Ihrer besonderen Wahrheit, Ihre „Reputation“ wieder herzustellen, indem Sie verhindern wollen, dass eine Wahrheit von allgemeiner Gültigkeit öffentlich wird. Die Panzer, an denen Sie Millionen Euro verdienen, stehen nicht auf dem Kopf, die rollen gegen Menschen!

Wenn Sie, lieber Burki, für Ihr „Tun und Lassen voll“ einstünden, wie Sie auf Ihrer Internetseite propagieren, dann würden Sie nicht juristisch gegen das Zentrum für Politische Schönheit vorgehen, weil dieses nichts macht, was nicht der Wahrheit entspräche, die ihren Ursprung, ihre Kausalität eben in Ihrem eigenen Handeln hat, lieber Burki.


Liebe Grüße
Ihr Thomas Sonnabend

Schnippschnapp, ab!

Das Argument, religiös motivierte Körperverletzung aus Traditionsgründen per Gesetz zu erlauben, lässt sich ganz einfach widerlegen; fangen wir also gleich damit an:

Jede der sogenannten "Weltreligionen" ist, da wird mir jeder vernunftbegabte Erdenbürger zustimmen, nicht mehr als eine Sekte; eine Sekte, die sich im Laufe der Geschichte durch bloße Mitgliederzahl selbst legitimiert hat und noch legitimiert; das ist also erstmal keine Frage der Qualität - ist diese Religion wahr, oder nicht? - sondern eine Frage der Quantität - wird diese Religion von möglichst vielen Menschen zur Wahrheit erklärt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie absurd und irrational der Gegenstand des Glaubens ist, er scheint mehreren Millionen Menschen als das Absolute.

Interessant ist, wie die Kleriker aller Couleur, jedes Sachargument mit Hinweis auf die sog. "Religionsfreiheit" (wobei sich Religion [nicht das Ausüben selbiger, sondern rein sein Glaubensinhalt] und Freiheit gegenseitig ausschließen) aus dem Weg zu räumen glauben, dabei ist ihre Argumentation wiederum, vollkommen irrational und absurd. Zum Beispiel das Argument: "Wenn die Muslime, oder die Juden in die 'Illegalität' gezwungen werden, ich sag ihnen eins, die Muslime werden es nicht hinnehmen, die Beschneidung sein zu lassen, die Juden auch nicht. Das heißt, die Juden und die Muslime, die hier leben, werden entweder die Kinder im Ausland beschneiden lassen, oder das illegal hier durchführen..." (Link)

Es ist eben ein klassischer Fehlschluß, anzunehmen, ein Gesetz würde Menschen in die Illegalität "zwingen". Ein Gesetzesverstoß ist selbstverständlich illegal, somit entsteht, in diesem Falle muss man sagen, leider, der Zwang aus einer Notwendigkeit heraus, wehrlose Menschen vor Gewaltanwendungen zu schützen und nicht aus der Tatsache, Gesetzesbrecher zu Opfern zu machen. Das entspringt einer Dialektik bar jeder Logik und ist ebenso irrational, wie die Glaubensinhalte selbst.

Religions-Freiheit impliziert eben, die Wahlfreiheit bezüglich einer Religionszugehörigkeit zu haben, auch der, eben keiner Religion anzugehören, also religions-frei zu sein - ein geistig reifer Mensch, so es ihn in einem gewissen Rahmen geben kann, soll an dieser Freiheit partizipieren können; das können Neugeborene eben nicht! Und schon deswegen ist religiös motivierte Beschneidung eine Körperverletzung.

Wenn nun, polemisch gesagt, jemand, sagen wir mal ich, auf die Idee käme, eine Religionsgemeinschaft zu gründen, in der nach alttestamentarischer Tradition einem imaginären Gott, der erstgeborene Sohn auf dem Altar geopfert werden müsse, benötigte ich lediglich ein paar hundert Millionen Menschen, die meine Religion als die absolute Wahrheit akzeptierten, so einfach ist das und das ist dank der Aufklärung unmöglich; oder wie habe ich die momentane Diskussion um die Beschneidung zu verstehen?

Doch der Kampf geht weiter!


Manche erinnern sich vielleicht an meine Mail an die Montessorischule in Freiburg.

Kürzlich erhielt ich eine Mail von Philipp Ruch, dem Chefunterhändler des Zentrums für Politische Schönheit: "Dein Aufruf an die Montessori-Schule hatte offenbar Erfolg: der Waffenhändler ist aus dem Verein rausgeflogen."

Done!

...doch der Kampf geht weiter!



© für alle Fotos: Zentrum für Politische Schönheit

Verballegasthenie

Deppen allerorten

Heute hat in Karlsruhe ein Geiselnehmer, vier Geiseln und sich selbst erschossen. Diese Information ist anundfür sich irrelevant; in einem System, in dem Menschen als letzten Ausweg Mord und den Suizid sehen, sollte eher das System und zuletzt erst die Tat hinterfragt werden - aber egal.

Da die gesamte Nordstadt abgesperrt war, wollte ich mich im Radio informieren, warum die vollvermummten Staatsdiener mich nicht in den Stadtteil lassen wollten, suchte nach einem geeigneten Unterschichtensender - im DLF wird selten über solch unwichtige Ereignisse berichtet - und wurde fündig, "Die Neue Welle" hieß der Sender, in dem grenzdebile Moderatoren "nur die beste" Musik "der 70er, der 80er, der 90er und von heute" für ein grenzdebiles Publikum heruntergenudelt wird.

Als mir dann der Nachrichtensprecher verklickerte, dass man in der Wohnung fünf tote Menschen, inklusive dem Geiselnehmer fand, griff ich zu meinem mobilen Endgerät - eine All-In-Flat machts möglich - und wählte die Nummer "Der Neuen Welle":

"Guten Tag, Die Neue Welle, mein Name ist Xxx."
"Guten Tag, meine Name ist Sonnabend."
"Was kann ich für sie tun?"
"Sagen sie dem Nachrichtensprecher, es heißt nicht 'inklusive dem Geiselnehmer', sondern 'inklusive des Geiselnehmers!'"
"Werde ich ausrichten, vielen Dank."
"Bitte, tschüß!"

Da muss ich dummer Hauptschüler, den Deppen von Radio erzählen, wie das richtig heißt, weil die Verballegastheniker zu doof sind, richtig zu deklinieren; traurig! Ich frag' mich allerdings immer, wie die es ins Radio schaffen...