Immer wenn ein Ereignis stattfindet, bei dem Menschen zu Schaden oder gar zu Tode kommen, ist meist von einem "Unglück" die Rede, als jüngste Beispiele wären zu nennen, der U-Bahn-Unfall in Washington, oder der Air-France-Flug 447. Dabei setzt Unglück eben auch das Positiv, also Glück voraus, was bedeuten würde, das schiere Leben wäre Glück, weil es ja genau genommen ein Überleben wäre. Im eigentlichen Sinne wäre ein Entleben, oder auch ein Verleben ebenso glücklich, oder unglücklich, wie das (Er)Leben selbst – es ist einfach nur, oder es ist nicht. Dass wir etwas als ein Unglück betrachten hängt wohl damit zusammen, dass wir entweder das Glück zu sehen nicht in der Lage sind, oder dass es das Glück an sich gar nicht gibt, wir nur das Unglück kennen, kennen wollen.
Die Sucht nach dem Glück lässt den Menschen Wirklichkeit beharrlich supprimieren, benötigt er dann wiederum doch wieder das Quantum Leid, um sich seines eigenen Befindens gewiss zu werden; jeder scheint mitzuleiden, wenn zwei Bibelschülerinnen im Jemen ermordet werden, blendet jedoch hartnäckig aus, dass allein jede Stunde an die 1500 Menschen Hungers sterben, darunter ca. 500 Kinder – eventuell weil sie sich zu Komplizen eines Systems gemacht haben, das Menschen verhungern lässt, damit einige wenige in Wohlstand leben können? Nun, diese Menschen verhungern im Stillen und weils eben weniger laut ist nehmen es die meisten wohl auch nicht wahr.
Erst neulich erfuhr ich von Menschen, die von Berufs wegen pilgern, sogenannte Leihpilger; Menschen, die eben von Menschen dafür bezahlt werden, die nicht selbst pilgern wollen, sondern pilgern lassen um Absolution zu erlangen – was mir dazu jetzt noch einfällt? Nichts, absolut nichts!