Drei Gegenargumente

Drei Gegenargumente


1. Argument: „Wenn wir sie nicht herstellen, tun es die anderen.“

Gegenargument: Ein besonders infamer Pragmatismus - "Da kann man eben nichts dran ändern, aber wenn die anderen damit Geld verdienen, entsteht uns ein wirtschaftlicher Nachteil, wenn wir es nicht tun“. Hier wird jede moralische Verwerflichkeit die dem Töten immanent ist, zugunsten frei erfundener ökonomischer Sachzwänge geopfert, sodass moralische Skrupel überhaupt erst gar nicht entstehen; i.d.R. wird den Waffenproduzenten und Rüstungsexporteuren eine ethische Diskussion durch eine kritische, leider jedoch verschwindend kleine Öffentlichkeit ja erst auferzwungen.

Das Fazit lautete also, weil andere schlecht sind, muss ich auch schlecht sein um in einem System bestehen zu können, an dessen Schaffung ich selbst maßgeblich beteiligt bin?


2. Argument: „Die deutsche Waffenindustrie, schafft Arbeitsplätze.“

Gegenargument: Konzentrationslager schufen auch Arbeitsplätze. Und überhaupt schuf der faschistische Apparat immens viele Aufgaben und Verantwortungen. Bereits die Verwaltung - während der Nazizeit lieferte IBM Milliarden von Lochkarten um den Vernichtungsapparat effizienter zu organisieren; Deportation - Die Reichsbahn, Rechtsvorgänger der Deutschen Bahn, lieferte die Infrastruktur für die logistische Mammutaufgabe; und Ermordung zahlloser Opfer – die Degussa, der I.G. Farben-Konzern und die Goldschmidt-AG, aus der die heutige Evonik Degussa GmbH hervorgegangen ist, lieferten das Zyklon B; und allesamt schufen bereits damals wohl einige hunderttausend Arbeitsplätze. Häufigster Rechtfertigungsgrund: "Aber ich habe doch nur Befehle befolgt!" Und jeder versteckt sich hinter seiner kleinen Verantwortung, aufdass die Verantwortung des anderen die größere gewesen sei. Genau!

Dienstanweisungen befolgen, Befehle ausführen, Vorschriften beachten... 6 Millionen Juden, ab ins Gas!


3. Argument: „Es ist der Mensch der tötet, nicht die Waffe.“

Gegenargument: Beim Töten mit Distanzwaffen wird der Akt des Tötens selbst abstrakt, das betrifft auch die unmittelbare Wahrnehmung desselben. Das Erdrosseln eines Menschen mit den eigenen Händen kann mehrere Minuten dauern, sodass das Befördern eines Menschen vom Leben zum Tode, hierbei direkt und unmittelbar ausgeführt wird und auch das Feedback instantan ist, die eigene Wahrnehmung der ausgeführten Tötungshandlung erfolgt zeitgleich mit der Handlung selbst; man nimmt die Tötung physisch und psychisch wahr, der Adrenalinausstoß ist ungleich größer als beim Verwenden von Fernwaffen, zumal bei diesen der Exitus erst nach Betätigen des Abzugs erfolgt, wenn also die Handlung selbst unumkehrbar und somit bereits abgeschlossen und definitiv ist.

Ein anschauliches Beispiel bietet der Film "Ein kurzer Film über das Töten" des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieślowski - Das Töten des Taxifahrers ist enervierend langgezogen und detailliert dargestellt, sodass sich bei jedem einigermaßen gesunden Zuschauer unweigerlich ein quälendes Gefühl der Abscheu einstellt. Durch eine Distanzwaffe wird die Verantwortung unbewusst dem Projektil überantwortet; dadurch ist die Hemmschwelle wesentlich niedriger, als jemandem mit einem Stein den Schädel einzuschlagen. Zu einem vollständiges Abstraktum wird das Töten allerdings dann, wenn das Auslöschen eines Lebens, vermittels einer Drohne ausgeführt wird und lediglich als digitale Bildübermittlung in Echtzeit auf einem Monitor abgebildet erscheint.

Nicht zuletzt dadurch verschwimmen die Grenzen zwischen Video gaming und der Tötung von Menschen!

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