Bei Attac, den Piraten, Anonymous, Occupy Wall Street et al. beschleicht mich der (nicht nur leise) Verdacht, dass "Revolution" im Internetzeitalter nur interessant ist, solange dem ein gewisser "Fun"-Faktor innewohnt. Ein "bunte" Truppe illustrer Persönchen aus der (bestenfalls) bildungsgebürgerten Mittelschicht, bewaffnet mit Trillerpfeifen (die Ostermärsche haben es ihnen vorgemacht), ist mit dem selben unreflektierten Ernst bei der Sache, wie das Event Spaß macht; man "spürt förmlich den Zusammenhalt" und alles ist irgendwie "saumäßig cool" - kaum ein paar Monate später dann, Abi inne Täsch, schneiden sie sich die Haare ab, ziehen sich ihr Äffchenanzug und treten die unbezahlte Zeitvertragspraktikantenstelle bei 'ner Investmentbank an.
Ein paar Jahre vorher nannte man das noch Kindergeburtstag und veranstaltete Spiele wie Topfschlagen oder bekam sein erstes Piercing, weil die hippen Teletubbie-Eltern heutzutage ja auch irgendwie "offen für sowas" sind. Dann, mit den Teeniejahren die erste Sinnkrise bis man das "ultrakrasse" Logo von Anonymous entdeckt! Dann will man "was verändern" und findet Dank Facebook plötzlich "soo viele geile Typen" die genauso "was verändern" wollen; mit 'ner FB-Gruppe - voll krass! Megakrass!
Das ist jedoch kein Phänomen unserer Zeit. Schon zu Hausbesetzerzeiten war es nicht anders. Zuerst wirft der Joschka Steine auf Polizisten, dann wirft der Joseph Bomben auf Belgrad und heute ist der Herr Fischer als Lobbyist für Siemens, RWE und OMV tätig. Sein bester Spezi Daniel (Cohn-Bendit) hat zumindest nie verschwiegen, dass er in seinem eigenen antiautoritären Kindergarten an Fünfjährigen herumgefingert hat: "Mein ständiger Flirt mit allen Kindern nahm bald erotische Züge an. Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf Jahren schon gelernt hatten, mich anzumachen. Es ist kaum zu glauben. Meist war ich ziemlich entwaffnet. (...) Es ist mir mehrmals passiert, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln"
Merkt ihr was?
"Ja, Herr, ehrlich sein heißt, wie es in dieser Welt hergeht: Ein Auserwählter unter Zehntausenden sein" lässt Shakespeare seinen Antihelden Hamlet zu Polonius sagen, worauf dieser ihm erwidert: "Though this be madness, yet there is method in’t." (Ist dies schon Wahnsinn, hat es doch Methode).
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