Das Argument, religiös motivierte Körperverletzung aus Traditionsgründen per Gesetz zu erlauben, lässt sich ganz einfach widerlegen; fangen wir also gleich damit an:
Jede der sogenannten "Weltreligionen" ist, da wird mir jeder vernunftbegabte Erdenbürger zustimmen, nicht mehr als eine Sekte; eine Sekte, die sich im Laufe der Geschichte durch bloße Mitgliederzahl selbst legitimiert hat und noch legitimiert; das ist also erstmal keine Frage der Qualität - ist diese Religion wahr, oder nicht? - sondern eine Frage der Quantität - wird diese Religion von möglichst vielen Menschen zur Wahrheit erklärt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, wie absurd und irrational der Gegenstand des Glaubens ist, er scheint mehreren Millionen Menschen als das Absolute.
Interessant ist, wie die Kleriker aller
Couleur, jedes Sachargument mit Hinweis auf die sog. "Religionsfreiheit"
(wobei sich Religion [nicht das Ausüben selbiger, sondern rein sein
Glaubensinhalt] und Freiheit gegenseitig ausschließen) aus dem Weg zu
räumen glauben, dabei ist ihre Argumentation wiederum, vollkommen irrational und absurd. Zum Beispiel das
Argument: "Wenn die Muslime, oder die Juden in die 'Illegalität'
gezwungen werden, ich sag ihnen eins, die Muslime werden es nicht hinnehmen,
die Beschneidung sein zu lassen, die Juden auch nicht. Das heißt, die
Juden und die Muslime, die hier leben, werden entweder die Kinder im
Ausland beschneiden lassen, oder das illegal hier durchführen..." (Link)
Es ist eben ein klassischer Fehlschluß, anzunehmen, ein Gesetz würde
Menschen in die Illegalität "zwingen". Ein Gesetzesverstoß ist
selbstverständlich illegal, somit entsteht, in diesem Falle muss man sagen, leider, der
Zwang aus einer Notwendigkeit heraus, wehrlose Menschen vor
Gewaltanwendungen zu schützen und nicht aus der Tatsache,
Gesetzesbrecher zu Opfern zu machen. Das entspringt einer Dialektik bar
jeder Logik und ist ebenso irrational, wie die Glaubensinhalte selbst.
Religions-Freiheit impliziert eben, die Wahlfreiheit bezüglich einer
Religionszugehörigkeit zu haben, auch der, eben keiner Religion
anzugehören, also religions-frei zu sein - ein geistig reifer Mensch, so es ihn in einem gewissen
Rahmen geben kann, soll an dieser Freiheit partizipieren können; das
können Neugeborene eben nicht! Und schon deswegen ist religiös
motivierte Beschneidung eine Körperverletzung.
Wenn nun, polemisch gesagt, jemand, sagen wir mal ich, auf die Idee käme, eine Religionsgemeinschaft zu gründen, in der nach alttestamentarischer Tradition einem imaginären Gott, der erstgeborene Sohn auf dem Altar geopfert werden müsse, benötigte ich lediglich ein paar hundert Millionen Menschen, die meine Religion als die absolute Wahrheit akzeptierten, so einfach ist das und das ist dank der Aufklärung unmöglich; oder wie habe ich die momentane Diskussion um die Beschneidung zu verstehen?
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