"Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich muß des Guten vergessen"

"Schokolade ist ein kakaohaltiges Lebens- und Genussmittel", bekommt jeder, den es interessiert, als Definition in der Online-Enzyklopädie Wikipedia zu lesen, "Genussmittel", genau! Seit einiger Zeit zeichnet sich jedoch ein unheimlicher Trend auf dem Süßigkeitenmarkt ab, ein Trend, bei dem der Genuss als positive Sinneserfahrung subtrahiert wurde und uns Armeen der Bitterness mit sog. Bitterschokolade das Fürchten lehren wollen - dabei schliessen sich "Schokolade" und "Bitter" - auch beschönigend als "dunkle" Schokolade bezeichnet - definitiv gegenseitig aus!

Während in vergangenen Jahren die Herrenschokolade im Sortiment dafür sorgte, dass Männer Schokolade essen durften ohne als schwul durchzugehen, werden wir nun mit Bitterschokolade in allen Variationen gequält, denn es gäbe ja nichts zu meckern, wären da nicht auch durchaus interessante Geschmacksrichtungen und Kompositionen dabei; z.B. "Espresso mit Espressostückchen", "Zitrone und Pfeffer", "Ingwer mit Zitronengras", oder "Cranberry" und alle mit den Attributen "Bitter", oder "Herb".

Welche Botschaft soll uns vermittelt werden, wenn man bedenkt, dass eine Tafel Bitterschokolade einen Hund töten kann (Vollmilchschokolade bedarf es schon derer drei)? Sollen wir Enthaltsamkeit üben, will man uns den nächsten Krieg - im wahrsten Sinne des Wortes - schmackhaft machen? Lautet die Botschaft: "Geniesse, aber vergiss nicht wie bitter das Leben ist"? Sollen wir an das Bibelwort "Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt. Er hat meine Zähne zu kleinen Stücken zerschlagen. [...] Meine Seele ist aus dem Frieden vertrieben; ich muß des Guten vergessen" (Klgl 3,15) erinnert werden? Auf welche Apokalypse sollen wir vorbereitet werden? Bitterschokolade ist die in Tafelform gegosseneGenussfeindlichkeit, die in Alufolie gewickelte Askese, zu 100 gr. portionierte Negierung der Lust!

Nein, richtige, echte Schokolade IST süß, bildet ihren zarten Schmelz auf meiner Zunge und sendet vermittels der gustatorischen Wahrnehmung die Signale eines Ensembles wohlschmeckender (jawohl!) Aromen an den Nucleus ventralis posteromedialis pars parvocellularis des Thalamus in meinem Gehirn denn "alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit" (Eph 4,31).

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