Der RAF-Terrorismus als neuropathologisches Ohnsorgtheater.

Die jüngere deutsche Geschichte soll umgeschrieben werden. Ein politischer Lebenslauf wird zur Krankengeschichte einer geistig verirrten Frau und deren fanatischer Anhänger umgefälscht. Der Staat, der sich immer und zu allen Zeiten richtig verhalten haben will - ein staatspolitisches Kalkül: späte Rache an seinen politischen Gegnern die ihm ein urdeutsches Trauma verursacht haben.

Nun sollen die Wunden entgültig geschlossen werden, wenn auch mit den fragwürdigen Methoden der Neurophysiologen Pfeiffer und Bogerts, indem sie den Vergleich des Meinhofschen Gehirns mit dem des Massenmörders Ernst August Wagner anstellen. 1913 hatte dieser vierzehn Menschen in Stuttgart-Degerloch ermordet, wurde anschließend psychiatrisiert und erklärte sich gegen Ende seines Lebens (1938) noch zum "ersten Nationalsozialisten" seiner Irrenanstalt (Aha! Da eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten).

Hier greift dann auch der Baudrillard´sche Begriff vom sich selbst reproduzierenden System.
Die Perfektion dieses System und seine Fähigkeit, sich selbst noch durch begangene Fehler zu reproduzieren, erläutert Baudrillard anhand des Todes von Andreas Baader im Stammheimer Gefängnis. Die lange Zeit ungeklärten Umstände und die Fehler bei den Ermittlungen hätten im Endeffekt nur dem System geholfen, da so vom eigentlichen Tod des Terroristen und der Bedeutung für die Gesellschaft abgelenkt werden konnte. Die Menschen protestierten damals noch gegen die Ermittelnden und gegen die Staatsmacht, beschäftigten sich somit mit dem System, welches sich dadurch weiter reproduzierte, während das zu Tode gekommene Individuum aus dem Mittelpunkt des Interesses verschwand. Nur dass diesmal nichtmal mehr jemand protestiert.

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